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Bundesstiftung Magnuns Hirschfeld

HIRSCHFELD-TAGE 2014
IN NORDRHEIN-WESTFALEN
L(I)EBE DIE VIELFALT

Im April und Mai 2014 finden erstmals in Nordrhein-Westfalen die Hirschfeld-Tage statt. Diese Veranstaltungsreihe erinnert alle zwei Jahre an den Sexualreformer und Mitbegründer der ersten deutschen Homosexuellenbewegung Dr. Magnus Hirschfeld und greift zeitgeschichtliche sowie aktuelle Themen rund um Lebenswelten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen (LSBTI*) auf.

Die Hirschfeld-Tage werden an 16 Orten mit 90 Veranstaltungen in ganz NRW präsent sein und setzen sich auf verschiedenste Weise mit der Verfolgung, Diskriminierung, Emanzipation und dem Alltag von LSBTI* in den unterschiedlichen Abschnitten der jüngeren deutschen Geschichte auseinander. Dabei wird ein Bogen von der gesellschaftlichen sowie staatlichen Repression der Vergangenheit – zum Beispiel die 122-jährige Verfolgung aufgrund §175 Strafgesetzbuch – bis zu deren Auswirkungen in die heutige Zeit gespannt und den Bürger_innen veranschaulicht, was es bedeutet in einem Umfeld zu leben, in dem es Erfahrungen von Intoleranz und Diskriminierung gibt, weil die eigene sexuelle oder geschlechtliche Identität von jener der Mehrheit der Menschen abweicht.

Dabei bleiben die Hirschfeld-Tage nicht im Gestern stehen: Unter dem Motto „L(i)ebe die Vielfalt” greifen die Veranstalterinnen und Projektpartner_innen aktuelle Fragestellungen auf und initiieren Diskurse, die zu Sichtbarkeit und Akzeptanz von LSBTI* beitragen sollen."




GRUSSWORTE

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz

Heiko Maas

In Deutschland soll niemand Diskriminierungen erleiden, weil er homo-, bi-, trans- oder intersexuell ist. Um dies zu erreichen, müssen wir uns auch mit dem Unrecht der Vergangenheit auseinandersetzen und dazu tragen die Hirschfeld-Tage mit vielen Veranstaltungen bei.

Immer wieder sind Schwule und Lesben, transsexuelle und intersexuelle Menschen in der Vergangenheit kriminalisiert und verfolgt worden. Erst 1969 wurde das Sexualstrafrecht reformiert und hat der Staat Schluss damit gemacht, seine Bürger zu bevormunden, wen sie lieben dürfen und wen nicht – ein wichtiges Ergebnis der Reformpolitik meines damaligen Amtsvorgängers Gustav Heinemann. Bis zur Aufhebung der Unrechtsurteile der Nazi-Justiz gegen Schwule mussten die überlebenden Betroffenen aber viel zu lange warten. Erst 2002 sorgte der Bundestag mit seiner rot-grünen Mehrheit für die pauschale Rehabilitierung aller Verurteilten.

Das unsägliche Leid der Opfer lässt sich durch nichts wieder gutmachen. Aber die neue Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hat auch den Auftrag, die Verfolgung und die Repression, die Schwule und Lesben erleiden mussten, zu erforschen und die Erinnerung an die Opfer zu bewahren. Das tut sie unter anderem bei den Hirschfeld-Tagen, die nun bereits zum zweiten Mal stattfinden. Stiftung und Veranstaltungsreihe erinnern dabei an den Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellenbewegung Deutschlands Magnus Hirschfeld (1868 - 1935). Mit den Hirschfeld-Tagen, die dieses Jahr zusammen mit der ARCUS-Stiftung ausgerichtet werden, soll aber nicht nur an den Namensgeber erinnert werden, sondern einem breiten Publikum die Vielfalt der Lebensentwürfe in unserer Gesellschaft vermittelt und so auch ein Beitrag gegen Diskriminierungen im Alltag geleistet werden. Soweit es noch gesetzliche Benachteiligungen gibt, sind wir Politiker gefordert, diese endlich zu beseitigen. Einen weiteren wichtigen Schritt dazu habe ich dieser Tage mit einem Gesetzentwurf zur Reform des Adoptionsrechts getan. In Zukunft sollen Lebenspartner_innen auch das Adoptivkind ihrer Partner_innen adoptieren können. Dies ist leider noch keine vollständige Gleichstellung der Lebenspartnerschaften, denn dazu war unser Koalitionspartner nicht zu bewegen, aber für viele Regenbogenfamilien ist dies dennoch ein wichtiger Fortschritt.

Die zahlreichen Veranstaltungen der Hirschfeld-Tage, die nun in ganz Nordrhein-Westfalen stattfinden, sind ein wertvoller Beitrag zur Emanzipation im Alltag. Sie erinnern an das Leid in der Vergangenheit, die Vielfalt der Lebensentwürfe und Identitäten in der Gegenwart, und sie zeigen, wie eine Zukunft aussehen kann, in der Anderssein und doch gleichberechtigt sein, selbstverständlich ist. Ich wünsche allen Gästen spannende Veranstaltungen und danke allen, die mit ihrem großen Engagement die 2. Hirschfeld-Tage möglich gemacht haben.

Ich wünsche Ihnen nachdenkliche, interessante und zugleich auch diskussionsreiche Stunden mit dem Programm der Hirschfeld-Tage 2014.

Heiko Maas
Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz
Vorsitzender des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld




Schirmherrin

Schirmherring Barbara Steffens

Sie ist in aller Munde: die offene Gesellschaft, die Gesellschaft in Vielfalt. In Sonntagsreden wird sie jedenfalls oft gefordert. Mein Eindruck ist jedoch, dass viel öfter über sie geredet statt mit ihr und in ihr gelebt wird. Das gilt besonders mit Blick auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle.

Ihre Verfolgung vor und nach 1945 ist bis heute nicht vollständig aufgearbeitet. So überlebten viele Schwule, Lesben ebenso wie transsexuelle und intersexuelle Menschen die Zeit des Nationalsozialismus nicht oder lebten danach in äußerst schwierigen Zeiten. Die Urteile nach 1945 wurden bis heute nicht aufgehoben! Eine Wiedergutmachung für die damit verbundene lebenslange Stigmatisierung, die homosexuelle Männer durch den § 175 StGB erleiden mussten, ist immer noch nicht erfolgt. Die Urteile haben darüber hinaus zu einem Klima der Repression und fortdauernder Verletzung der Menschenwürde gegenüber sexuellen Minderheiten beigetragen.

Ist es angesichts dieser Geschichtsvergessenheit überraschend, dass Homophobie noch immer in den Köpfen viel zu vieler Menschen verankert ist und darum kein Phänomen vergangener Zeiten ist? Studien belegen, dass auch heute noch rund ein Fünftel der Bevölkerung zu homophoben Einstellungen neigt. Hier müssen wir ein Umdenken herbeiführen, ein neues Bewusstsein schaffen. Denn ohne ein solches Bewusstsein ist eine wirklich offene und vielfältige Gesellschaft undenkbar, die allen Menschen ein Leben in voller Selbstbestimmung ermöglicht.

Ich wünsche mir, dass die Akzeptanz von Vielfalt und der Respekt vor dem Anders- und doch Gleichsein immer mehr zur gesellschaftlichen Normalität wird. Eine Normalität, die jedem Menschen ein selbstbestimmtes Leben mit gleichen Rechten ermöglicht.

Wie mühsam dieser Weg ist und wie viel Zeit er kostet, zeigt exemplarisch das Leben und das Wirken des Sexualreformers Magnus Hirschfeld. Mit den Hirschfeld-Tagen, die 2014 erstmals in Nordrhein-Westfalen stattfinden, wollen wir gemeinsam auch ein Stück weit zur gesellschaftlichen Wiedergutmachung beitragen, Diskriminierung und Homophobie ächten sowie für Toleranz und Gleichberechtigung werben. In vielen NRW-Städten werden u. a. Lesungen, Filme, Workshops und Ausstellungen angeboten, auch um die Erinnerung an einen der Gründungsväter der ersten deutschen Emanzipationsbewegung der Homosexuellen wach zu halten. Sein früher Einsatz für die Integration von Homosexuellen in die Gesellschaft und gegen staatliche Verfolgung ist Vorbild und Ansporn zugleich.

Ich wünsche Ihnen nachdenkliche, interessante und zugleich auch diskussionsreiche Stunden mit dem Programm der Hirschfeld-Tage 2014.

Barbara Steffens
Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter
des Landes Nordrhein-Westfalen




Veranstalterinnen

Veranstalter_innen Jörg Litwinschuh und Gabriele Bischoff

Im Namen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und der ARCUS-Stiftung heißen wir Sie herzlich zu den Hirschfeld-Tagen 2014 in Nordrhein-Westfalen willkommen. Diese Veranstaltungsreihe findet alle zwei Jahre in einer anderen Region Deutschlands statt – 2012 ist sie erfolgreich in Berlin gestartet. Wir freuen uns sehr, dass Barbara Steffens – Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter – die Schirmherrschaft übernommen hat. Bettina Böttinger und Klaus Nierhoff stehen den Hirschfeld-Tagen als Botschafter_innen beiseite.

ARCUS- und Hirschfeld-Stiftung veranstalten die Hirschfeld-Tage gemeinsam: Wir möchten der gesellschaftlichen Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen (LSBTI*) entgegenwirken. Wir laden Sie ein, die gesellschaftlichen Lebenswelten von LSBTI* in Deutschland, das Leben und die Werke des Sexualreformers Magnus Hirschfeld (1868 - 1935) sowie der feministischen Schriftstellerin Johanna Elberskirchen (1864 - 1943) kennenzulernen, die vor über 100 Jahren die erste deutsche Homosexuellenbewegung mitbegründet und den Grundstein für die heutige Emanzipationsbewegung gelegt haben. Mit über 90 Veranstaltungen in ganz NRW zeigen wir eine Vielzahl von Lebenswirklichkeiten und gesellschaftlichem Engagement, angefangen mit den Veranstaltungen zum 150. Geburtstag von Johanna Elberskirchen, über unser Symposium zur Verfolgung Homosexueller nach 1945 bis hin zu Theaterstücken, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Stadtführungen, Filmvorstellungen und Vielem mehr. Wichtig ist uns auch die fachliche Zusammenarbeit mit den Hochschulen. Beispielhaft sei hier die Tagung „Queer/Gender/Historiographie” der Universität Köln und des Centrums Schwule Geschichte Köln herausgestellt.

Die Erinnerung an die nationalsozialistische Repression und Verfolgung von LSBTI* sowie die starren Geschlechterrollenbilder und die gesellschaftliche Ächtung abweichender Lebensentwürfe in der frühen Bundesrepublik ist unseren beiden Stiftungen ein wichtiges Anliegen. Wir arbeiten beim Zeitzeug_innen-Videoprojekt „Archiv der anderen Erinnerungen” eng zusammen, das die Lebensgeschichten von LSBTI* dokumentieren wird, die in der Nachkriegszeit direkt oder indirekt unter den Folgen des § 175 StGB gelitten haben. Für diese Videodokumentationen möchten wir Sie um eine zweckgebundene Spende an unsere Stiftungen bitten (Infos unter www.arcus-stiftung.de und www.mh-stiftung.de).

Wir danken allen Institutionen und Personen, die durch ihre finanzielle Förderung, ihre Spenden, ihre Mit- und Zuarbeit sowie durch ihr ehrenamtliches Engagement zum Gelingen der Hirschfeld-Tage beitragen. Unser ganz besonderer Dank geht an das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, die Landeszentrale für politische Bildung, das Projektbüro der Hirschfeld-Tage beim Schwulen Netzwerk NRW und unsere Medienpartner.

Getreu dem Motto der Hirschfeld-Tage „L(i)ebe die Vielfalt” wünschen wir Ihnen neue Erkenntnisse, spannende Begegnungen und inspirierende Gespräche!

Gabriele Bischoff
Vorsitzende des Vorstands
der ARCUS-Stiftung

Jörg Litwinschuh
Geschäftsführender Vorstand der
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld




Landeszentrale für Politische Bildung NRW

Maria Springenberg-Eich

Die Landeszentrale für politische Bildung NRW fördert die Hirschfeld-Tage 2014 im Rahmen ihrer Erinnerungsarbeit. Die Hirschfeld-Tage sollen dazu beitragen, dass die Schicksale von Homosexuellen in der Weimarer Republik, dem NS-Regime und der Nachkriegszeit nicht vergessen werden. Nicht vergessen, damit aus der Vergangenheit gelernt werden kann.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und all seinen Verbrechen ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Demokratie in unserem Land geworden. Vor allem in der Zeit nach dem Krieg mussten viele Widerstände überwunden werden. Dies war oft ein schmerzhafter Prozess – vielfach verbunden mit Konflikten in der Gesellschaft, in Familien und zwischen den Generationen.

Und ich glaube, dass das gerade für die Auseinandersetzung mit Homophobie, bis in unsere Tage, gilt.

Der Nationalsozialismus hat die Idee der Gleichheit aller Menschen, also die jedem Einzelnen gleichermaßen zustehenden Menschenrechte, grundsätzlich abgelehnt. Benachteiligung und Verfolgung von als minderwertig angesehenen Anderen ist von den Nationalsozialisten zu Staatsverbrechen ungeheuren Ausmaßes – bis hin zum Holocaust - gesteigert worden.

Sie konnten sich dabei auf weitverbreitete, alltägliche Diskriminierung von Minderheiten stützen. Diskriminierung und Verfolgung haben auch nach dem Zusammenbruch des Naziregimes vielfach fortbestanden. Immer wenn sich diskriminierte Minderheiten in der Bundesrepublik für ihre Gleichberechtigung eingesetzt haben, war die Auseinandersetzung mit den Nazi-Verbrechen ein wichtiger Bezugspunkt der öffentlichen Debatte. So leistet heute die Erinnerung einen wichtigen Beitrag zu einer Kultur der Anerkennung und eines respektvollen Miteinanders in Vielfalt.

Die seit den 60er Jahren an vielen Orten in Nordrhein-Westfalen entstandenen Gedenkstätten sind Teil dieser Kultur der Vielfalt. Als Erinnerungsorte, Dokumentationszentren und Begegnungsstätten fördern Gedenkstätten die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus im Sinne einer lebendigen reflexiven Erinnerungskultur.

Wir wollen die Erinnerungsarbeit nutzen, um auch für das Heute und das respektvolle Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu arbeiten.

In diesem Sinne wünsche ich den Hirschfeld-Tagen 2014 Zuspruch und Erfolg!

Maria Springenberg-Eich
Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung NRW

Förderer und Partner


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